Deutscher Business Event-Markt im Wandel

28.05.2020

Das Coronavirus stellt das öffentliche Leben und die deutsche Wirtschaft vor neue Herausforderungen. Die dabei aufgezeigten Perspektiven stellen daher die berechtigte Frage: Wie geht es weiter? Das EITW hat sich dieser Frage im Auftrag des GCBs und des EVVCs angenommen.

2019 konnte abermals als Rekordjahr für den deutschen Tagungs- und Kongressmarkt verbucht werden – rund 423 Millionen Menschen nahmen laut jüngstem Meeting- & Eventbarometer an Tagungen, Kongressen und Events in Deutschland teil. Auch die Zahl der internationalen Gäste schoss mit einem Zuwachs von 15,9 Prozent in die Höhe. Die Erwartungen für 2020 waren daher groß.

Doch dann kam Corona und legte das öffentliche Leben und fast alle Wirtschaftszweige lahm. Neben der globalen gesundheitlichen Ausnahmesituation zog das neuartige Virus auch die bekannten Einschränkungen des öffentlichen Lebens nach sich. Dies traf auch die MICE-Branche schwer: Es kam zu zahlreichen Veranstaltungsabsagen und -verlegungen, sinkenden Teilnehmerzahlen und infolgedessen zu Umsatzeinbußen. Viele Akteure der Veranstaltungswelt stehen vor der Frage: Wie geht es weiter?

Die Antwort ist komplexer als die Frage suggeriert, denn das Virus bleibt bislang omnipräsent, viele Beschränkungen halten an und die weitere Entwicklung verlässlich vorherzusagen ist schlichtweg unmöglich.

Hier und da gibt es aber auch erste Hoffnungsschimmer: Die Zahl der Neuinfektionen konnte in vielen Teilen der Welt auf einem niedrigen Niveau stabilisiert werden und es werden erste Lockerungen der Beschränkungen verkündet – so auch in Deutschland, wo die Bundesländer das öffentliche Leben und den Veranstaltungsbereich schrittweise wieder hochfahren.

In diesem Kontext arbeiten die Bundesländer auch weiterhin an entsprechenden Bestimmungen, welche mit dem von der Bundesregierung beschlossenen Verbot von Großveranstaltungen bis zum 31. August 2020 vereinbar sind.

Hier wird abermals klar, dass die sich weiterhin dynamisch entwickelnde Situation eine zuverlässige Vorhersage nur schwer möglich macht. Um eine solide Datengrundlage zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu schaffen und künftige Entscheidungen entsprechend ausrichten zu können, hat das GCB gemeinsam mit dem EVVC das Europäische Institut für TagungsWirtschaft (EITW) mit der Analyse des Veranstaltungsmarkts sowie der Entwicklung von Szenarien für die Erholung des Marktes beauftragt.

Erholung des Marktes frühestens Ende des Jahres

Die Studie belegt, dass bis zum Stichtag am 30. März bereits mehr als die Hälfte aller für 2020 geplanten Veranstaltungen komplett abgesagt wurde. Zusätzlich wurde ein Drittel aller Veranstaltungen mit der Hoffnung auf Besserung zunächst verschoben. Es zeigte sich, dass vor allem Planer*innen von größeren Veranstaltungen auf eine Verlegung setzten. Kleinere Veranstaltungen wurden hingegen schneller abgesagt oder kurzerhand in den virtuellen Raum verlegt. Der durchschnittliche Umsatzverlust über alle Arten von Veranstaltungsstätten hinweg wird für das erste Quartal 2020 im sechsstelligen Bereich pro Betrieb prognostiziert. Dies führt zu einer Gefährdung jedes dritten Arbeitsplatzes in der Veranstaltungsbranche.

Um die zukünftigen Entwicklungen besser einschätzen zu können, entwickelte das EITW auf Basis aktueller Informationen zwei alternative Szenarien.

Das erste Szenario geht von einem baldigen Höhepunkt der Corona-Pandemie zwischen Juni und August aus und prognostiziert den Re-Start ab September. In diesem positiveren Szenario könnte aber dennoch nur rund ein Drittel aller ursprünglich geplanten Veranstaltungen stattfinden. Profitieren würden vor allem die kleineren Veranstaltungen, welche bis Ende des Jahres eine vollständige Erholung erleben könnten. Mittelgroße und große Veranstaltungen könnten hingegen erst ab Februar respektive April/Mai kommenden Jahres mit einer Normalisierung rechnen.

Das zweite und weniger optimistische Szenario geht von einem Re-Start im Dezember 2020 aus. Dies würde einen Ausfall von 90 Prozent aller geplanten Veranstaltungen mit sich bringen. Eine Erholung des Marktes dürfte allerdings nicht vor dem Sommer 2021 eintreten. Auch in diesem Szenario könnten kleinere Veranstaltungen auf eine schnellere Normalisierung hoffen als die Großveranstaltungen. Diese könnten frühestens ab Herbst 2021 von einer Erholung ausgehen.

Digitale Event-Formate gewinnen an Bedeutung

Unabhängig von den beiden Szenarien prognostiziert die Studie aber auch grundsätzliche, tiefgreifende Veränderungen auf dem deutschen Meetings- und Eventmarkt. Vor allem die Etablierung digitaler Formate wird weiterhin an Fahrt aufnehmen. Vor der Krise sahen beispielsweise nur 47 Prozent aller Befragten ein Zukunftspotenzial in virtuellen Veranstaltungen. Kurze Zeit später waren es bereits 75 Prozent.

Auch die zukünftige Rolle von hybriden Veranstaltungen wurde während der Krise ganz neu bewertet: Während vor der Krise weniger als jeder Dritte an deren Potenzial glaubte, waren es am 9. März bereits 60 Prozent aller Befragten.

Verlässliche Aussagen in Bezug auf die weitere Pandemie-Entwicklung und entsprechende Lockerungen sind zurzeit kaum möglich. Dennoch bietet die Studie mit ihren Szenarien und Prognosen Anhaltspunkte, welche vorsichtig mit den tatsächlichen Entwicklungen abgeglichen werden müssen.

Daher liegt es in der Verantwortung aller, eine kritische Betrachtung und Bewertung der implementierten Prozesse und Standards aufrechtzuerhalten.

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